Save the date: 16.-18. Mai 2025

Ein Wochenende mit Aussicht

Genau hinsehen, was geschieht.
Ilse Aichinger

Hotspot Méditerranée.

Der Mittelmeerraum ist ein Hotspot, an dem sich Krisen und Herausforderungen überlagern. Das Meer erwärmt sich stärker als im globalen Durchschnitt, das Ökosystem wird durch Erdöl- und Erdgasförderung stark beeinträchtigt, der Klimawandel wirkt sich sozialökonomisch auf die Küstengebiete aus, die Großfischerei raubt traditioneller Fischerei die Lebensgrundlage. Aber es gibt auch Pioniere der Nachhaltigkeit und viel Engagement beim Retten Geflüchteter. Der Journalist Stefano Liberti und der Fotograf Francesco Bellina sind für ein großes Reportageprojekt im gesamten Mittelmeerraum unterwegs: Die Recherchereise führt sie nach Murcia und auf Favignana vor Sizilien, nach Tanger und zu den Kerkenna-Inseln vor Tunesien, ins Nildelta und zum Suezkanal, nach Zypern, zu den Inseln Antikythera und Jabuka bis nach Venedig.

Fueling the Invasion.

Im November 2022 erhoben deutsche Medien schwere Anschuldigungen gegen den deutschen Ölkonzern Wintershall Dea. Sie berichteten von Verbindungen Wintershalls zum russischen Militär und behaupteten, dass Unternehmen, die sich im gemeinsamen Besitz von Wintershall und dem staatlichen russischen Konzern Gazprom befinden, in Westsibirien nach Gas gebohrt und Treibstoff produziert hätten. Dieser sei von russischen Kampfjets bei Angriffen auf die ukrainische Zivilbevölkerung verwendet worden. Wintershall wies diese Vorwürfe mit dem Hinweis auf fehlende Beweise zurück. Im April 2023 enthüllte eine von Global Witness geleitete Untersuchung neue Belege für die Verbindung zwischen Wintershalls Gasfeldern in Sibirien und den militärischen Versorgungsketten Russlands. Der Kurzfilm beleuchtet die menschlichen Geschichten hinter dieser Untersuchung, mit eindringlichen Berichten von Überlebenden russischer Luftangriffe in der Ukraine. Die anschließende Diskussion beleuchtet, wie die Untersuchung zustande kam, was sie ans Licht brachte und was dies im Kontext des Krieges bedeutet.

So fern und doch so nah.

Mit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 ist der Krieg in Israel und Palästina erneut ausgebrochen und beherrscht seitdem auch die deutschsprachigen Medien. Für die palästinensische und die israelisch-jüdische Diaspora ist der Krieg näher als ein Nachrichtenbild: Menschen sorgen sich um Angehörige und Freund*innen und sind gleichzeitig selber mit Anfeindungen und einem angespannten Diskurs konfrontiert. Inzwischen ist es die Ausnahme, dass jüdische Israelis und Palästinenser*innen miteinander auf einem Podium sitzen. Alena Jabarine und Tomer Dotan-Dreyfus tun genau das und sprechen gemeinsam mit Bascha Mika über ihren Blick auf den Konflikt, das Gesehen- und Nicht-Gesehen-Werden und die deutschsprachige Debatte.

Servus. Grüezi. Hallo.

Bei einem Auftritt im Herbst 2023 sagte der Berliner ZEIT-Redakteur Lenz Jacobsen über Österreich und die Schweiz: „(Das klingt so) als wären diese Länder sehr schön. Wenn das so ist: Warum zur Hölle sitzen wir dann hier in einer grauen Messehalle und nicht in irgendeiner schönen Alpenidylle?“. Der dritte Auftritt der drei ZEIT-Journalisten beim Journalismusfest Innsbruck findet nun erstmals vor einer einzigartigen Kulisse statt – live auf der Seegrube oberhalb von Innsbruck. Wie jede Woche diskutieren die Journalisten aus Innsbruck/Wien, Zürich und Berlin in ihrem Podcast über aktuelle Themen, dieses Mal inmitten einer idyllischen Alpenlandschaft.

Fluchtwege

Am 3. Oktober 2013 sinkt ein Boot vor Lampedusa. Mehr als 300 Menschen sterben, und für die damalige Bürgermeisterin Giusi Nicolini ist klar: Es muss etwas geschehen. Wenige Tage später hält sie eine eindrucksvolle Rede beim EU-Gipfel. 2015, ein Jahr nach der Einstellung der italienischen staatlichen Rettungsoperation Mare Nostrum, wird die Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée gegründet. Über 38.500 Menschen hat sie seitdem gerettet und für ihre Arbeit 2023 den sogenannten Alternativen Nobelpreis erhalten. Mittlerweile ist die Arbeit schwierig geworden für die zivile Seenotrettung. Europa schließt seine Außengrenzen, teils auch mit Gewalt: Es gibt immer wieder Berichte über die Beteiligung der EU-Grenzschutzagentur Frontex an Zurückschiebungen von Geflüchteten, sogenannten Pushbacks, vor den griechischen Küsten.

Getarnt als Sekretärin beim Kampfblatt der Nazis

Sie war wohl die erste investigative Journalistin im deutschsprachigen Raum. 1923, 24-jährig, schlich sich Paula Schlier, die zuvor als Journalistin Artikel gegen die Nazis publiziert hatte, beim Parteiplatt der NSDAP ein, dem „Völkischen Beobachter“. Getarnt als Sekretärin dokumentierte sie auch Hitlers Putschversuch am 8./9. November 1923. Ihre Tagebuch-Berichte erschienen 1926 als gefeiertes Erstlingswerk im Innsbrucker Brenner-Verlag: „Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit“ waren ein Statement gegen die sich nach rechts radikalisierende Welt. Zum 100. Jahrestag des Hitler-Putsches haben die Innsbrucker Germanistinnen Annette Steinsiek und Ursula A. Schneider Paula Schliers Reportage kommentiert veröffentlicht. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat auf dieser Grundlage die Dokumentation „Hitlerputsch 1923. Das Tagebuch der Paula Schlier“ produziert.

Atlas der Globalisierung.

2003 erschien der erste Atlas der Globalisierung von Le Monde diplomatique. Er hat Maßstäbe gesetzt in der journalistischen Kartografie. In über 200 neuartigen Schaubildern wurde hier zum ersten Mal umfassend und anschaulich dargestellt, was Globalisierung im 21. Jahrhundert bedeutet: Für die Mobilität von Menschen und Waren, für politische Teilhabe, den sozialen Fortschritt oder die weltweite Kommunikation von San Francisco bis Kinshasa. Acht Atlanten und mehr als 20 Jahre später zeigt diese kleine Ausstellung am Beispiel des aktuellen Atlas der Globalisierung „Ungleiche Welt“ verschiedene Grafikformen auf ihrem neuesten Stand. Die Ausstellung ist für das Journalismusfest 2023 als Kooperationsprojekt mit Le Monde Diplomatique/ Berlin entstanden und wird hier als erweitere Ausgabe erneut präsentiert.

Martin Thür – Meine Sammlung. 

ZIB 2-Anchorman Martin Thür ist für sein Hobby, Excel-Listen zu führen, bekannt. Weniger bekannt ist seine zweite Leidenschaft: das Sammeln skurriler Wahlgeschenke. Anlässlich des Superwahljahres 2024 hat er für das diesjährige Journalismusfest eine Excel-Liste mit seinen lustigsten und bizarrsten Wahlgeschenken erstellt und wird diese Auswahl im Rahmen einer exklusiven Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Zu sehen gibt es Highlights wie die Erwin Pröll-Actionfigur, einen Eiskratzer „Gegen die soziale Kälte“ und Solartrockner-Wäschekluppen.

Wissenschaft und ihren Stellenwert sichtbarer machen

Wissenschaftskommunikation ist ein weites Feld, die Formate, Erzählweisen sind vielfältiger geworden. Die Vermittlung von oft sehr komplexen Erkenntnissen in Spezialbereichen für eine breitere interessierte Öffentlichkeit bleibt eine spannende Herausforderung: für JournalistInnen wie für Vermittlungsinstanzen an Universitäten, für InfluencerInnen auf Social Media wie für WissenschaftlerInnen selbst.

Vergessene Konflikte: Myanmar

In Myanmar, dem früheren Birma, gibt es erstmals seit dem Militärputsch im Februar 2021 Anzeichen für eine positive Entwicklung. Rebellengruppen, die mit der Demokratiebewegung im Untergrund verbündet sind, gehen landesweit gegen die Militärjunta vor. Die namhafte burmesische Intellektuelle, Schriftstellerin, Aktivistin und Ärztin Ma Thida findet den zivilen und demokratischen Widerstand ermutigend. Weiterhin inhaftiert bleibt die vom Militär weggeputschte Gewinnerin der letzten Wahlen, die Friedensnobelpreisträgerin Aun San Suu Kyi. Die Situation für Medienschaffende ist bedrückend: Mynamar liegt in der Rangliste der Pressefreiheit auf Rang 173 von 180 Staaten.
Ma Thida, die selbst lange in Myanmar in Haft war und nun im Exil in Berlin lebt, reflektiert mit dem Journalisten und Asienexperten Sven Hansen über die Frühlingsrevolution in Myanmar und wie diese versucht, einen multiethnischen demokratischen Weg aus dem Labyrinth zu finden. Die internationalen Reaktionen bleiben jedoch enttäuschend.